Vortrag von Bruno Schollenbruch “ Was darf die Satire?“

„115 Jahre Kabarett – Was darf die Satire? Von Wedekind bis Böhmermann!“

Vortrag von Bruno Schollenbruch

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Seit über 115 Jahren gibt es in Deutschland Kabarett, und seit 115 Jahren wird diese Frage gestellt! Was darf, was soll, was kann die Satire? Tucholsky hat die Frage zu Beginn der Nazizeit so beantwortet:

„Die Satire darf alles! Wenn einer mit Engelszungen predigte und hätte des Hasses nicht: er wäre kein Satiriker.“ Politische Satire steht immer in der Opposition.

Mittlerweile geht man nicht mehr wie Wedekind zur Kaiserzeit für Majestätsbeleidigung ein halbes Jahr ins Gefängnis, niemand kommt mehr ins KZ wie zahlreiche Kabarettisten im Dritten Reich, Werner Fink, Walter

Groß, Kurt Geron. Nicht mal der Bayrische Rundfunk schaltet sich ab, wie damals bei einer Scheibenwischer-Sendung zu Atomkraftwerken.

Nur Erdogan schafft es nach Böhmermanns Schmähkritik-Gedicht, dass Satiriker wieder zittern müssen.

Und mit den Morden an der Redaktion von Charlie Hebdo erlebt der religiös motivierte Kampf gegen Satire einen neuen traurigen Höhepunkt.

Die Auseinandersetzung mit Karikaturen über den Islam in Dänemark und Frankreich bis zu den Morden in Paris zeigen, dass es nach wie vor gefährlich ist, sich satirisch zu äußern.

Deutsche Kirchenvertreter fordern plötzlich wieder strengere Gesetze gegen Satiriker, die christliche Religionen oder den Islam aufs Korn nehmen.

Ein Karnevalswagen zu dem Thema wurde in Köln zurückgezogen.  Der Eindruck der letzten Jahre, dass Kabarettisten im deutschen Fernsehen alles sagen dürfen, gerät ins Wanken.

Zu Zeiten, wo viele Medien oft angegriffen werden, sollte man sich mit Zensur auseinandersetzen – auch gegen die Schere im Kopf – ein Muss in einer offenen demokratischen Gesellschaft