Ulf Deutscher „Joachim Ringelnatz – Der melancholische Seesack“
DER MELANCHOLISCHE SEESACK ist das Ergebnis einer Forschungsarbeit über den Maler und Dichter Joachim Ringelnatz, der Sichtung sämtlicher seiner Texte und Briefe sowie ausgewählter Briefe und Texte seiner Freunde und Kollegen, insbesondere seiner Frau Muschelkalk zuzüglich einiger Biografien.
Es erschien das Bild des bekannten Kabarettisten, Humoristen und Komikers, der – wie die meisten Komiker – die düsteren Seiten der Existenz gut kannte; das Bild des wenig bekannten Malers; das Bild des Abenteurers und Draufgängers, der er ganz besonders in seiner Selbstdarstellung war; das Bild des ewig zweifelnden und zeitweise ver-zweifelnden Künstlers; das Bild eines schwierigen aber hingebungsvollen Ehemanns, der seine Frau treu umsorgte und fleißig betrog; das Bild des Kinderlieben und dabei Kinderlosen; das Bild des Schöpfers des unsterblichen Kuttel Daddeldu; das Bild des ewig Unpolitischen – der ’33 seine Frau beschwor, kommunistisch zu wählen; das Bild eines melancholischen Clowns und manch andere Bilder. Er hatte so viele Facetten – aber sein Publikum wollte keine Facetten, sie wollten Daddeldu, den trunkenen Matrosen mit dem schaukelnden Gang, sie wollten den schrägen, hässlichen Vogel mit den Turngedichten. Seine düsteren Töne waren Buh.
All diese Facetten möchte ich berühren und mich verbeugen vor dem großen Dichter, Kabarettisten, Maler und vor dem Menschen Hans Bötticher / Joachim Ringelnatz – gleichzeitig ein vergnügliches, sinnliches und sinnreiches Stück Theater schaffen. Danke an alle, die dazu beitragen.